In seiner Souveränität wählt der Mensch ein zukünftiges Ziel als Ausrichtung seines Plans und distanziert sich so von dem gegenwärtig Vorliegenden, um das Mögliche realisieren zu können. Diese Freiheit der Tat, diese Souveränität des Plans zeichnet menschliches Sein in so unverwechselbarer Weise aus, dass es unmöglich wäre, ihm diese Eigenschaft zu nehmen, ohne es daraufhin als leblos erklären zu müssen. Leben, das sich nicht mehr verändern kann, ist zum Stillstand gekommen. (Sartre, Kritik der dialektischen Vernunft)

Sartre1 Natürlich hatte der Philosoph nicht vornehmlich die Erstellung von Geschäftsplänen und die Entwicklung von Unternehmensstrategien im Sinn. Dass ein Ziel und ein Plan zur Erreichung des gewählten Zieles die Grundvoraussetzung für Bewegung und Veränderung im Leben sind, gilt aber für alle Bereiche des Lebens. Mit dem Begriff des Plans schafft Sartre in seiner Kritik der dialektischen Vernunft jene Bezeichnung menschlicher Aktion, die dem Terminus des “Entwurfes” in Das Sein und das Nichts am nächsten kommt. Denn auch im Plan verfolgt der Mensch ein Ziel, das die Gegebenheiten seiner gegenwärtigen Situation überschreitet, sich also erst in der Zukunft wird realisieren lassen. Über das bloße Interesse hinausgehend, setzt der Plan gezielt die im Augenblick verfügbaren Mittel, bei denen es sich auch um Produktionsmittel oder Arbeitskräfte handeln kann, zur Erreichung des beabsichtigten Erfolges ein, ist damit also auch ein Akt der Freiheit. Denn planend entwirft sich der Mensch auf die Zukunft hin, planend verwandelt er das Gegebene. Diese Umgestaltung ist der Ausgangspunkt und das Medium jeder Aktion. (Siehe Sartre von Susanne Möbuß)

Soweit so gut! Brenzlig wird es, wenn Sartre die Konsequenz des Planens für die Gruppe thematisiert. Wenn ein Außenstehender, nennen wir ihn “A”, eine Gruppe, nennen wir sie “Firma”, (wobei der Außenstehende nicht zwangsläufig als Außenstehender auftreten muss, sondern auch aus der Gesamtheit der Gruppe stammen kann, wir könnten ihn in diesem Fall auch “Chef” nennen) dazu bringt, sein geplantes Ziel zu ihrer eigenen Absicht zu erklären, stellt diese Gruppe ihre Freiheit in den Dienst dieser gemeinsam als relevant akzeptierten Sache. Sie wird durch das Verhalten von “A” praktisch totalisiert. In dieser Weise würden die verschiedenen Individuen sich nun ausschließlich als Mitglieder ihrer Gruppe verstehen und für den ausrichtenden Akt des “A” zum Objekt der Ausrichtung werden. Die Souveränität des Einzelnen ist nun insoweit begrenzt, als er gleichzeitig organisiertes Objekt ist. Er ist quasi-souverän und Quasi-Objekt.

Teamleiter Hier stimmt meine persönliche Erfahrung mit Sartres Theorie der Gruppenbildung überein. Ich habe es schon seit jeher mit Unbehagen betrachtet, quasi-souverän und Quasi-Objekt zu sein. Ein – wie es heute so flott ausgedrückt wird – “Teamplayer” zu sein, das hat mich nur begrenzt fasziniert. Es sein denn, ich konnte Teamleiter sein.

Dietrich Bonhoeffer beschreibt – ungewollt – mit einem Satz den Mangel, den ein Team häufig mit sich bringt: “In der Beschränkung auf das Pflichtgemäße kommt es niemals zu dem Wagnis der auf eigenste Verantwortung hin geschehenden Tat.”

Diesem “Wagnis der auf eigenste Verantwortung geschehenden Tat” stelle ich mich nun neu.

In Kürze geht meine neue Web-Site www.chance-booster.de online. In der letzten Zeit wurden ja vermehrt Studien veröffentlicht, aus denen hervorgeht, wie schwer es selbst Fachleuten – wenn sie ein bestimmtes Alter überschritten haben – fällt, Vertragstexte, Werbetexte, Bedienungsanleitungen, Prospekte oder Broschüren zu verstehen und deren Inhalt vollkommen zu erfassen. Bei Verbraucherbildung.de findet sich eine gute Beschreibung der Schwierigkeiten, die heutzutage immer mehr ältere Menschen mit der Verständlichkeit von Texten haben. Die Babylon-Studie, als Forschungsprojekt zum Sprachverstehen der Zielgruppe 50plus, zeigt hier richtungsweisende Ergebnisse. In den kommenden Jahren werden Menschen über 50 Jahre die bedeutendste Konsumentengruppe sein. Das verlangt völlig neue Sichtweisen für Marketing und Werbung. Mit diesem Themenbereich werde ich mich beschäftigen und meine Dienstleistung anbieten. Nähere Einzelheiten wird der interessierte Leser in Kürze auf meiner neuen Web-Site finden können.
Vielleicht hätte Sartre seine Freude an meinem Plan. Ich habe jedenfalls meine Freude daran, dass dieser große Philosoph mir eine kluge Begründung für meinen Alleingang geliefert hat. 4mm5-bj

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6 Kommentare zu „Sartre goes Business oder warum ich “Einzelkämpfer” werde

  1. In vielen Bereichen ist es gar nicht unbedingt beabsichtigt, dass Verträge, Werbung usw. genau und richtig verstanden werden 😎

    Liebe Grüße
    Falk

  2. Das ist wohl so, lieber Falk 🙂 Aber ich denke, meine Zielgruppe (Unternehmen die von potenziellen Kunden der 50plus Gruppe verstanden werden wollen) ist dennoch groß genug.

    Grüßle, Sec

  3. Ich meinte damit keinen expliziten Ausschluss älterer Kunden, sondern die Absicht, Kunden generell nicht hinreichend zu informieren 😉

    In der Werbung unterscheidet man Kunden mit hohem vs. geringem Involvement. Hohes Involvement = das Dargebotene wird interessiert hinsichtlich der Qualität der Argumente bewertet. Geringes Involvement = Werbung wirkt durch Wiederholung und periphere Merkmale wie sympathischer Kommunikator oder bloße Anzahl von Argumenten. Bei Werbung, die im TV läuft oder auf Internetseiten dargeboten wird, kann man davon ausgehen, dass die Rezipienten über ein geringes Involvement verfügen. Es wird aber auch absichtlich versucht, das Involvement zu verringern, auf das die Angesprochenen etwas nur nach peripheren Merkmalen beurteilen und nicht etwa inhaltlich hinterfragen 😉

    LG,
    Falk

  4. Lieber Sec,

    was auch immer Du genau vorhast:
    Ich wünsche Dir dafür die richtigen Ideen und den Mut zur Umsetzung. Nun gut, Glück gehört auch dazu, sollst Du im Überfluss haben :-).

    LG,
    Lars

  5. Ich habe mich vor einigen Jahren selbst auch aus einer Managmentposition in den Alleingang aufgemacht. Und ich habe es nie, nie, nie bereut. Wer im Unternehmen für Bewegung und Nutzen sorgen kann, wird das im Alleingang – weil weniger gehindert – potenziert tun.

  6. Edison wurde mal gefragt, als er 1000 vergebliche Versuche hinter sich hatte, eine Glühbirne zu erfinden, ob er nicht frustriert sei von so viel Misserfolg. Er antwortete: »Wieso Misserfolg? Ich weiß jetzt 1000 Arten, wie es nicht geht.«

    Ob diese Geschichte nun Folklore ist oder stimmt, ist egal. Es kommt darauf an, etwas zu versuchen – und genau das scheinst Du vorzuhaben. Super! Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg damit.

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